PROMOTIONSPROJEKT K. SCHMITT

Szenische Verfahren zur Förderung literarischer Lernprozesse im diversitätssensiblen Literaturunterricht

(ARBEITSTITEL DES DISSERTATIONSVORHABENS KRISTINA SCHMITT)

Projektverantwortliche

KRISTINA SCHMITT

Promotionsprojekt unter der Leitung von

Prof. Dr. Bernhard Meier
Prof. Dr. Gabriela Paule (Universität Bayreuth)

Projektlaufzeit: 2017-2020

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PROBLEMSTELLUNG

Aus den Grundsätzen einer inklusiven Schulbildung, nach denen alle Kinder und Jugendlichen unter Berücksichtigung ihrer individuellen Voraussetzungen und Besonderheiten gemeinsam lernen, spielen und leben können und Zugang zu Regelschulen erhalten, ergeben sich auf der Ebene des Unterrichts und im Speziellen für den Deutschunterricht besondere didaktische Anforderungen. „Inklusiver Unterricht soll allen Kindern – ihren spezifischen Lern- und Unterstützungsbedürfnissen gemäß – eine bestmögliche Entwicklung und individuelle Förderung ermöglichen“ (Hennies/Ritter 2014, 10). In einer inklusiven Schulgemeinschaft wird also die Verschiedenheit eines jeden Einzelnen und die Vielfalt als Normalität angesehen – und vielmehr noch als Bereicherung und Chance, indem die Kinder und Jugendlichen voneinander profitieren und miteinander statt nebeneinander leben und lernen. Daraus ergibt sich die Forderung nach einem diversitätssensiblen Unterricht, der diesen Ansprüchen gerecht wird.
Das Fach Deutsch leistet innerhalb dieser Prozesshaftigkeit einen wesentlichen Beitrag zur schulischen Bildung, da es elementare Kompetenzen wie beispielsweise das Schreiben, Lesen und Sprechen vermittelt, die wiederum Einfluss auf alle anderen Schulfächer ausüben. Deshalb ist die Entwicklung eines didaktischen Konzepts für einen diversitätssensiblen Deutschunterricht für alle Schularten von zentraler Bedeutung. Ziel der diversitätssensiblen Sprach- und Literaturdidaktik ist es, allen Lernenden einen Zugang zum Fach Deutsch und dem damit verbundenen Erwerb wesentlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten zu ermöglichen. Dabei steht ein didaktischer Ansatz im Zentrum, der durch Methoden der Differenzierung, Individualisierung aber vor allem auch durch kooperative Verfahren die Diversität der Schüler*innen anerkennt und berücksichtigt. „Hierfür bedarf es Differenzierungen, die in einer sensiblen Aufmerksamkeit gegenüber der individuellen Ganzheit gründen und Lehr-Lern-Arrangements ermöglichen, die der Vielfalt Rechnung tragen, ohne Gleichheit herstellen zu wollen“ (Brand/ Pompe 2016, 31).
Auf welche Art und Weise diversitätssensibler Literaturunterricht umgesetzt werden kann und welchen Beitrag szenische Verfahren dazu leisten können, möchte ich in meiner Dissertation ausführlich theoretisch untersuchen und empirisch erforschen.

THEORIEBILDUNG

Für den Aufbau eines theoretischen Fundamentes sollen die Ansprüche eines diversitätssensiblen Unterrichts mit den Zielen des Literaturunterrichts, insbesondere literarischer Lernprozesse, in Verbindung gebracht werden. Dabei stehen szenische Verfahren als zentrale Methode zur Förderung beider Zielsetzungen im Zentrum.
Szenische, darstellende Verfahren können im Wechselspiel mit anderen Lernformen eine wichtige unterstützende und ergänzende Funktion im diversitätssensiblen Literaturunterricht übernehmen, denn sie ermöglichen ein Lernen mit allen Sinnen, mit Kopf, Herz und Hand. Denken, Fühlen, Handeln und Wissen werden im Spiel miteinander in Verbindung gebracht und somit, ganz im Sinne des inklusiven Bildungsgedankens, ein ganzheitlicher Lern- und Bildungsprozess initiiert. „Das Praktische und das Theoretische, das Individuelle und das Kollektive, das Psychische und das Physische, das Kognitive und das Sinnliche, das Geistige und das Emotionale“ (Klepacki 2007, 133). Dadurch wird den Schüler*innen ein individueller, multisensorischer und emotionaler Zugang zu literarischen Texten ermöglicht. „In der spielerischen Annäherung an literarische Texte wird die Grenze zwischen Ich und Textwelt zunehmend durchlässig und es öffnet sich ein Handlungsraum für vielsinnige Erfahrungen und Begegnungen mit sich, dem Text und anderen“ (Mayer 2018, 213). Ziel dabei ist ein offenes Setting, das nicht auf einen vorgegebenen Lern- und Entwicklungsweg abzielt, sondern so flexibel gestaltet ist, dass es Spielraum für heterogene Voraussetzungen und Bedürfnisse bietet. Szenische spielerische Verfahren umfassen alles in allem einen großen Methodenreichtum und viele Facetten, welche individualisiertes, differenziertes und zugleich kooperatives Lernen simultan vereinen können (vgl. Mayer 2018, 197). Auf der Grundlage des theoretischen Fundaments wird das Potenzial szenischer Verfahren zur Förderung literarischer Lernprozesse in einem diversitätssensiblen Unterrichtskonzeptes in einer empirischen Untersuchung näher beleuchtet.

EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG

Das Potenzial szenischer Verfahren im Literaturunterricht zur Förderung des literarischen Lernens unter Berücksichtigung von Diversität wird anhand eines qualitativen Forschungsdesign untersucht. Die Daten werden dabei durch Unterrichtsprojekte an einem katholischen Gymnasium mit Schüler*innen der fünften und sechsten Jahrgangsstufe erhoben und nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

LITERATUR

Band, Tilman von und Anja Pompe (2016): Inklusion im Deutschunterricht. In: Pompe, Anja (Hrsg.): Deutsch inklusiv. Gemeinsam lernen in der Grundschule. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 29-44.

Hennies, Johannes und Michael Ritter (2014): Deutschdidaktik in der Inklusion. Auf dem Weg zu einer inklusiven Deutschdidaktik. Stuttgart: Klett.

Klepacki, Leopold (2007): Die Ästhetik des Schultheaters. Pädagogische, theatrale und schulische Dimensionen einer eigenständigen Kunstform. Weinheim: Beltz Juventa.

Mayer, Johannes (2018): Hören, sehen, erzählen und spielen. Formen der Theatralisierung als Unterrichtsformate literarischen Lernens im inklusiven Unterricht. In.: Mayer, Johannes, Barbara Geist und Almut Krapf (Hrsg.): Variete der Vielfalt. Ästhetisches Lernen in Sprache, Spiel, Bewegung, Kunst. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 197-226.

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