OPEN-VHB-KURSANGEBOT „INKLUSION UND PARTIZIPATION“

TRANSFERPROJEKT

Projektverantwortliche

Prof. Dr. Ulrich Bartosch

Professur für Pädagogik, Fakultät für Soziale Arbeit

Projektmitarbeiterinnen

Ann-Kathrin Hiller
Christiane Bartosch

Projektlaufzeit: 2018-2019

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AUSGANGSPUNKT UND ZIELSETZUNG DES KURSANGEBOTS

Von November 2018 bis Oktober 2019 entwickelten die Mitarbeiterinnen Christiane Bartosch und Ann-Kathrin Hiller unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Bartosch (Professur für Pädagogik, Fakultät für Soziale Arbeit) ein Kursprogramm für den Open-vhb-Bereich mit dem Titel „Inklusion und Partizipation“. Die Virtuelle Hochschule Bayern (vhb) wurde vor 20 Jahren als Verbundinstitut der bayerischen Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaftlichen mit der Absicht, die Lehr- und Studienbedingungen zu verbessern, gegründet. Neben verschiedenen curricularen und ECTS-fähigen Onlinekursen (aktuell ca. 550 Stück, WS 2019/20) bietet die vhb seit 2019 auch frei zugängliche Kursangebote an. Diese neue, sogenannte Open-vhb-Förderlinie stellt eine Erweiterung des vhb-Angebots im Rahmen des Masterplans „Bayern Digital II“ der Bayerischen Staatsregierung dar. Auf diese Weise soll Hochschulwissen kostenfrei zugänglich sein und von der interessierten Allgemeinheit unabhängig von Semesterzeiten genutzt werden können. Die Einschreibung und Nutzung der Kursangebote ist auch jenseits einer Immatrikulation oder Hochschulzugangsberechtigung möglich.

Da Inklusion als gesamtgesellschaftlicher Veränderungsprozess verstanden wird, eignet sich das Thema auf besondere Weise für den Bereich der Open-vhb. Inklusion ist untrennbar mit Partizipation und Teilhabe verknüpft. Der Kurs nimmt daher inklusive und partizipative Prozesse in unterschiedlichen gesellschaftlichen Lebensbereichen in den Blick und stellt neben grundsätzlichen Aspekten zur Inklusion auch rechtliche, bildungspolitische und anwendungsorientierte Fragen in den Mittelpunkt.

DIDAKTISCHES KONZEPT

Gemäß den Richtlinien für den Bereich open vhb ist für diese Kursstruktur keine individuelle fachliche Betreuung vorgesehen. Der Kurs „Inkusion und Partizipation“ ist daher als Selbstlernumgebung gestaltet. Der Kurs besteht aus sechs Lerneinheiten (LE). Zu Beginn jeder Einheit erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer je eine Kurzübersicht zum Aufbau und Inhalt der jeweiligen Lerneinheit. An dieser Stelle findet sich auch jeweils ein kurzes, ein- bis zweiminütiges Video, das ein praxisnahes und alltägliches (Problem-)Szenario, aufzeigt und auf diese Weise den Teilnehmenden einen Zugang zur jeweiligen Fragestellung der Lerneinheit ermöglicht.

In den Lerneinheiten selbst finden die Nutzer Studientexte, Videos und Infografiken, die die Inhalte vermitteln. Kurze Experteninterviews und -statements helfen zusätzlich, komplexere Zusammenhänge einfach zu erklären.
Die Bearbeitungsdauer wie auch die Reihenfolge der Lerneinheit kann von jedem Teilnehmer/ jeder Teilnehmerin individuell gewählt werden. Ebenso bieten drei verschiedene Zugangsmöglichkeiten zu den Themenstellungen die Möglichkeit den eigenen Lernprozess noch individueller zu gestalten: Farblich unterschieden finden sich A) eine Basic-Line, B) eine ergänzende Linie zur Vertiefung, sowie C) unterschiedlichste Materialien in leicht verständlicher Sprache. Am Ende jeder Lerneinheit finden sich variierende Testaufgaben (Multiple Choice, Single Choice, Drag&Drop etc.) zur Selbstlernkontrolle. Bei zwei Lerneinheiten (1 und 6) sind Reflexionsfragen und Foren angelegt, die eine vergleichende Betrachtung ermöglichen. Das Aktivitätsmuster des Kursangebots erfordert von den Teilnehmenden eine stärker ausgeprägte intrinsische Motivation (Prinzip der freiwilligen Teilnahme) und Selbstlernkompetenzen (selbstgesteuertes informelles Lernen) als bei klassischen Kursformaten.

INHALTLICHE AUSDIFFERENZIERUNG DES KURSANGEBOTS

Lerneinheit 1: Das Menschenbild als anthropologische Grundlage

In der ersten LE setzen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ethischen Fragen zu Inklusion auseinander. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche Menschenbilder in unserer Gesellschaft existieren bzw. welches Verständnis von Mensch und Menschenwürde durch Inklusion gefördert wird. Die LE ist in drei Abschnitte unterteilt: Im ersten Teil stehen die Menschenrechte, deren Entstehung und aktuelle Relevanz im Fokus. Im zweiten Abschnitt bieten ethische Texte zu Inklusion die Möglichkeit sich auch mit der Frage der Menschenwürde auseinanderzusetzen. Der letzte Teil dieser LE hält individuelle Denk- und Reflexionsanstöße zum Thema bereit und regt auf diese Weise an, das je eigene Menschenbild zu erforschen.

Lerneinheit 2: Inklusion eine Begriffsklärung

Der Begriff „Inklusion“ wird häufig sehr vage benutzt und nicht einheitlich verstanden. Auch der Versuch eine allumfassende Definition abzuleiten, gestaltet sich nicht ganz leicht. Inklusion stammt vom lateinischen Wort „includere“ = „einschließen“ ab. In dieser LE lernen die Teilnehmenden unterschiedliche Perspektiven auf den Inklusionsbegriff kennen. Die begriffliche Annäherung erfolgt aus soziologischer, bildungswissenschaftlicher sowie menschenrechtlicher Perspektive. Ziel dieser Lerneinheit ist es, unterschiedliche Inklusionsbegriffe und deren jeweiligen Entstehungshintergrund einordnen zu können und davon ausgehend unterschiedliche Konzeptionen von Inklusion zu erläutern und kritisch zu hinterfragen. Teilnehmende sollen durch die Beschäftigung mit dieser LE die Begriffe Exklusion, Integration, Separation und Inklusion fundiert voneinander abgrenzen können.

Lerneinheit 3: Entwicklung von Inklusion im Bildungsbereich

Am häufigsten wird Inklusion mit dem Bildungsbereich in Verbindung gebracht. Daher widmet sich die dritte LE insbesondere der Entwicklungen von Inklusion in diesem Bereich. Neben der Institution Schule werden auch die Bildungsorte Kindertagesstätten, berufliche Bildung und Hochschulen näher betrachtet. Mithilfe von einschlägigen Bestimmungen und Gesetzestexten werden die Umsetzungsmöglichkeiten/ -gegebenheiten im jeweiligen Bereich kenntlich gemacht.

Lerneinheit 4: Gesetzliche und politische Dimension von Inklusion

Die Verwirklichung von Inklusion ist eine komplexe Herausforderung. Nicht nur die Institution Schule soll inklusiv werden, sondern auch weitere gesellschaftliche Bereiche – wie beispielsweise der Arbeitsmarkt – müssen sich inklusiv ausrichten und allen Menschen Zugang ermöglichen. Die kulturelle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben darf ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Am Ende betrifft die Zielsetzung Inklusion den Sozialraum insgesamt. Die Lerneinheit legt zunächst mithilfe von international geltenden Konventionen die Grundlage für eine fundierte Auseinandersetzung mit der Thematik, um anschließend über Videos von aktuellen politischen Diskussionen und Texten zu Regierungsprogrammen zur Umsetzung von Inklusion die politische Situation in Deutschland in Bezug auf Inklusion kritisch zu hinterfragen.

Lerneinheit 5: Inklusion und Partizipation

Inklusion ist ohne Partizipation nicht möglich. Das Alter ist dabei kein Kriterium für die aktive Teilhabe, so gelten Menschenrechte auch für Kinder. Genau gesehen sind Kinderrechte lediglich die besondere Formulierung der Menschenrechte. Demokratie muss gelebt werden können, sowohl in der frühen Kindheit als auch in allen später folgenden Lebensabschnitten. Auf der Basis dieser Erfahrung sollen sich Menschen verantwortlich und aktiv für eine demokratische Gesellschaft einsetzen. Daher widmet sich die LE zunächst dem Zusammenhang von Inklusion und Partizipation. Anschließend lernen die Teilnehmenden konkrete Methoden zur Förderung der Partizipation kennen. Als Pionier für partizipative Pädagogik wird zum Abschluss dieser Lerneinheit Janusz Korczak vorgestellt.

Lerneinheit 6: Inklusion in der Gesellschaft

Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe muss auch jenseits der Institution Schule gefördert werden. Dies wird nicht nur in der UN-BRK, sondern beispielsweise auch im Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung gefordert. Besondere Aufmerksamkeit kommt dabei den Bereichen Arbeit, Wohnen und Freizeit zu. Deshalb widmet sich diese LE der Frage nach Inklusion im Sozialraum.

ZAHLEN UND AUSBLICK

Das Kursangebot ermöglicht einen barrierearmen Zugriff auf ein gesellschaftlich relevantes Thema. Adressiert wird die interessierte Allgemeinheit. Inzwischen haben sich seit Start des Kurses im Oktober 2019 über 2800 Personen für den Kurs angemeldet, von denen knapp die Hälfte den Kurs bereits abgeschlossen und ein Zertifikat heruntergeladen hat. Die Herkunft der Nutzer ist dabei lange nicht auf Deutschland – und schon gar nicht auf Bayern – begrenzt. Stattdessen finden sich Nutzer von Spanien, Italien, über Libyen und Bulgarien bis nach Russland hinein. Auf diese Weise zeigt das Verbundprojekt auch deutlich über die Katholische Universität hinaus Wirkung und hält ein Lernangebot bereit, welches das Thema Inklusion auch in die breite Gesellschaft bringen und erläutern kann. Das Kursangebot stellt damit ein ganz praktisches Beispiel für die Umsetzung des Forschungsprojekts mit breiter Wirkung nach außen dar.

OPEN-VHB-KURSANGEBOT „INKLUSION UND PARTIZIPATION“