KLUG – INKLUSIV GESCHICHTE LEHREN

TRANSFERPROJEKT

Projektbeteiligte

Prof. Dr. Waltraud Schreiber
Lehrstuhl für Theorie und Didaktik der Geschichte

Projektmitarbeiterin:
Susanne Sachenbacher

Projektlaufzeit: 2018-2022

mail_outline Kontakt aufnehmen

Poster herunterladen (deutsch)

 

Poster herunterladen (englisch)

 

Bericht herunterladen (deutsch)

 

Bericht herunterladen (englisch)

 

DAS PROJEKT UND SEINE ZIELE

Das KLUG-Projekt ist ein interdisziplinäres Verbundprojekt aus Geschichtsdidaktik, Sonderpädagogik und Pädagogischer Psychologie, das im Rahmen der Förderlinie „Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte für inklusive Bildung“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Die Laufzeit ist 2018-2022, Projektpartner sind Prof. Dr. Waltraud Schreiber und Susanne Sachenbacher, Geschichtsdidaktik, KU Eichstätt (Projektleitung), Prof. Dr. Clemens Hillenbrand und Matthias Schulden, Sonderpädagogik, Universität Oldenburg, Prof. Dr. Ulrich Trautwein und Lisa Hasenbein, Pädagogische Psychologie, Hectorinstitut, Universität Tübingen.

Den Ausgangspunkt der Studie bilden die Herausforderungen, vor denen Geschichtslehrkräfte, aktuell stehen: Guter Geschichtsunterricht soll den Schüler*innen historische Orientierung in einer zunehmend unübersichtlichen Welt ermöglichen, dabei Kompetenzorientierung und die gestiegene Heterogenität der Klassen berücksichtigen und Digitalität nutzen. Es gilt dabei, das in den weltweit anerkannten Inklusions-Konventionen geforderte Recht aller Lernenden auf eine qualitativ hochwertige Bildung zu gewährleisten und dabei durch historisches Lernen die Möglichkeiten für gesellschaftlich-kulturelle Teilhabe zu erweitern und zu vertiefen. Um dies zu unterstützen stehen auch Lehreraus- und -Fortbildung vor großen Herausforderungen: Traditioneller Unterricht reicht nicht aus, um diese Ziele zu erreichen. Konzepte müssen entwickelt und implementiert werden, um Schüler*innen, die ganz unterschiedliche Lern- und Leistungsvoraussetzungen haben, dazu breit gestreute Interessen und Orientierungsbedürfnisse, bei der Entwicklung ihrer Kompetenzen zu unterstützen. Barrieren, die ihre Teilhabefähigkeit behindern, dürfen gar nicht erst entstehen. Die Lehrerbildungsforschung verweist aber auf bestehende Defizite, nicht zuletzt bei den Maßnahmen der Fort- und Weiterbildung, und beklagt deren geringe Nachhaltigkeit und Wirksamkeit (Darling-Hammond/ Gardner/ Hyler 2017; Lipowsky 2010; Lipowsky/ Rzejak 2019). In Reaktion darauf entstehen innovative Konzepte, die u.a. die Möglichkeiten der Digitalität nutzen wollen – für das Lernen der Schüler*innen wie für die Fortbildung von Lehrkräften. Dies ist die Basis für die Forschungsfrage des KLUG-Projekts:

Inwiefern lässt sich die Wirksamkeit innovativer, auf Kompetenzorientierung und Inklusion zielender und Digitalität nutzender Fortbildungskonzepte erheben und vergleichen?

DESIGN

In einem Kontrollgruppendesign mit Experimental- und Selbstlerngruppe werden zwei Konzepte verglichen, ein Blended-Learning-Konzept und ein Selbstlernkonzept, das auf digitalen, jeder Zeit abrufbaren Angeboten fußt. Das Sample, Geschichtslehrpersonen, die in der Sekundarstufe 1, in NRW Geschichte unterrichten, werden den beiden Gruppen randomisiert zugewiesen.

EXPERIMENTALGRUPPE

Die Experimentalgruppe wird nach einem Blended-Learning-Konzept fortgebildet, das im Rahmen des KLUG Projekts entwickelt worden ist, in Abstimmung zwischen den drei Disziplinen Geschichtsdidaktik, Sonderpädagogik und Pädagogische Psychologie. Die Fortbildungsreihe besteht aus zwei jeweils eintägigen Präsenzfortbildungen und sechs live moderierten, interaktiven online-Fortbildungen von jeweils ca. 90 Minuten Dauer. Die sogenannten e-sessions umfassen Aufgaben, die auf die unmittelbare Erprobung der Inhalte in den Klassen zielen. In den Präsenzfortbildungen werden die Grundlagen zum Umgang mit den zentralen Herausforderungen des Geschichtsunterrichts gelegt. Dabei wird auf kognitive Aktivierung, konstruktive Unterstützung, classroom-Management als Qualitätsmerkmale für guten Unterricht (vgl. u.a. Kunter/ Trautwein 2013), damit auch für guten Geschichtsunterricht eingegangen. In den e-sessions erfolgen Vertiefungen, die Kompetenzorientierung, Differenzierung und individuelle Förderung mit der Nutzung digitaler Möglichkeiten des Lehrens und Lernens verbinden. Das Fortbildungskonzept fußt auf dem geschichtstheoretisch und geschichtsdidaktisch fundierten Kompetenzstrukturmodell der FUER-Gruppe (Körber/ Schreiber/ Schöner 2007).

Im Rahmen der Reihe lernen die Teilnehmenden synchrone und asynchrone Arbeitsweisen, Formen des digitalen Austauschs, des kooperativen und kollaborativen Arbeitens kennen und werden mit ihnen vertraut. Somit werden sie nicht nur bei der Weiterentwicklung ihrer Kompetenz in inklusiven Klassen guten Geschichtsunterricht zu erteilen, gefördert, sondern auch in ihren digitalen Kompetenzen (vgl. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/ PresseUndAktuelles/2017/KMK_Kompetenzen_-_Bildung_in_der_digitalen_Welt_Web.html).

SELBSTLERNGRUPPE

Zum Selbststudium stehen dieser Gruppe on-demand abrufbare Fortbildungsangebote unterschiedlicher Anbieter zur Verfügung, also Webinare, kommentierte Unterrichtseinheiten und Materialsammlungen, Blogs zum selbstorganisierten Austausch, nicht zuletzt die Angebote, die innerhalb des digitalen Schulbuchs „mBook Gemeinsames Lernen NRW“ gemacht werden (vgl. https://digitale-schule.nrw, grundlegend zum Konzept des mBooks: Sochatzy 2015).

INSTRUMENTE UND METHODEN

Die Wirksamkeit der beiden Fortbildungskonzepte wird bezogen auf Lehrkräfte wie Schüler*innen erhoben. Dabei kommen – im pre-post Design – zum einen reliable und validierte Instrumente zum Einsatz. Im Sinne des mixed method Ansatzes werden diese zum anderen durch qualitative Studien erweitert und vertieft (Schreiber et al. 2019).

Quantitative Instrumente

Für Lehrkräfte werden mit dem Test GEDIKO-T Ausprägungen geschichtsdidaktischer Kompetenzen gemessen (vgl. Zabold, a.a.O. in dieser Rubrik der Website, Zabold u.a. in Vorb.), ihre Einschätzung zu Inklusion (PREIS, Lüke/ Grosche 2017 und 2018) und zur Selbstwirksamkeit „Unterrichten in inklusiven Setting (TSES, Tschannen-Moran/ Woolfolk Hoy 2001; Duffin/ French/ Patrick 2012). Durch einen Fragebogen werden die Lehrkräfte zudem zu den einzelnen Fortbildungsmaßnahmen befragt.

Für Schüler*innen werden deren historische Kompetenzen gemessen (HITCH, Trautwein et al 2017) und ihre Wahrnehmung von Unterrichtsqualität erhoben (Göllner/ Wagner/ Klieme/ Lüdtke/ Nagengast/ Trautwein 2016; Jaekel/ Göllner/ Trautwein im Druck; ).
Sowohl von Lehrkräften wie Schüler*innen werden außerdem relevante Sozialdaten erfasst.


Qualitative Erhebungen

Vertiefend werden Einschätzungen der Lehrkräfte zur Praxisrelevanz der Fortbildungsmaßnahmen erhoben. Dazu finden Interviews unmittelbar nach den e-sessions bzw. face to face Veranstaltungen statt. Die mit inhaltsanalytischen Methoden (Kuckartz 20, Mayering) erfolgenden Auswertungen fokussieren auf „Selbstreflexivität“ (Körber/Heuer/ Schreiber et al, in Vorbereitung), also auf der Fähigkeit, Fertigkeit und Bereitschaft zur kritischen Analyse und Bezugsnahme auf das eigene Tun im Unterricht. Bearbeiterin: Stefanie Hölzlwimmer

Ebenfalls mit inhaltsanalytischen Methoden wird die Bearbeitung der Aufgabenstellungen ausgewertet, die darauf zielen, die Inhalte der Fortbildung auf den aktuell erteilten Geschichtsunterricht zu beziehen. Der Fokus der Auswertung liegt auf der Reflektiertheit der Bearbeitung, also auf Ausprägungen des (theoretisch) fundierten Nachdenkens über einen Unterricht, der Schülerinnen und Schüler zu historischem Denken und historischer Orientierung befähigen soll. Bearbeiterin: Stefanie Hölzlwimmer

Schließlich werden fokussierte Unterrichtsbeobachtungen in den Klassen einiger Teilnehmer der KLUG-Fortbildung durchgeführt. Beobachtet wird, inwiefern und wie Maßnahmen zur Förderung von Kompetenzorientierung ergriffen werden, inwiefern und wie dabei die Heterogenität der Schülerschaft berücksichtigt wird und inwiefern und wie dafür digitale Angebote genutzt werden. Die Studie ist im Prä- und Post-Design angelegt, weil der Beobachtungsbogen auf Unterrichtsstunden angewandt wird, die vor und nach der Behandlung der jeweiligen Aspekte in den e-sessions liegen. Begleitet werden 3 Lehrkräfte in ihren jeweils 1-3 Geschichtsklassen in 10 Wochen, wobei je eine Woche unmittelbar nach den Fortbildungsmaßnahmen liegt, eine vor Beginn der Fortbildungsreihe und eine nach deren Ende (Burger/ Miceli 2017).
Eine weitere Studie analysiert das mBook GL NRW, nach der dort erfolgten Unterstützung von kompetenzorientiertem Lehren und Lernen, von Inklusion, und nach den dafür genutzten digitalen Möglichkeiten. Methodisch wird dabei der Ansatz der kategorialen Schulbuchanalysen verfolgt (Schreiber/ Schöner/ Sochatzy 2013) Bearbeiterin: Stephanie Wimmer

Schließlich wird überprüft, inwiefern sich Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen des Gediko-Tests zu Sachkompetenz und der Aufgabenbearbeitung der auf Sachkompetenz fokussierten Aufgaben nachweisen lassen. Bearbeiterin: Katharina Sambeth.

Aktuell befindet das KLUG-Projekt sich in der Phase der Datenerhebung.

AUSWAHLBIBLIOGRAPHIE

Burger, T., Miceli, N. (2017): Empirische Forschung im Kontext Schule. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Darling-Hammond, L./ Gardner, M./ Hyler, M. E. (2017): Effective Teacher Professional Development. Palo Alto (CA): Learning Policy Institute.

Duffin, L., French, B., Patrick, H. (2012): The Teachers’ Sense of Efficacy Scale: Confirming the factor structure, in: Teaching and Teacher Education 28, 827-834.

Göllner, R., Wagner, W., Klieme, E., Lüdtke, O., Nagengast, B., & Trautwein, U. (2016): Erfassung der Unterrichtsqualität mithilfe von Schülerurteilen: Chancen, Grenzen und Forschungsperspektiven. in Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.), Forschungsvorhaben in Ankopplung an Large-Scale-Assessments. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag, 63-82.

Jaekel, A.-K., Göllner, R., & Trautwein, U.: How students’ perceptions of teaching quality in one subject are impacted by the grades they receive in another subject — Dimensional comparisons in student evaluations of teaching quality. Journal of Educational Psychology. (in press).

Körber, A., Heuer, C., Schreiber, W. et al: Geschichtsdidaktische Kompetenzen. Ein Strukturmodell. Münster: Waxmann, in Vorbereitung.

Körber, A., Schreiber, W., Schöner, A. (Hgg.) (2007): Kompetenzen historischen Denkens. Ein Struktur-Modell als Beitrag zur Kompetenzorientierung in der Geschichtsdidaktik. Neuried: ars una.

Kuckartz, U. (2012): Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.

Kunter, M., Trautwein, U. (2013): Psychologie des Unterrichts. Paderborn: Schöningh (UTB).

Lipowsky, F. (2010): Lernen im Beruf. Empirische Befunde zur Wirksamkeit von Lehrerfortbildung, in: Müller, F. H., Eichenberger, A., Lüders, M., Mayr, J.: Lehrerinnen und Lehrer lernen: Konzepte und Befunde der Lehrerfortbildung. Münster New York, München Berlin: Waxmann, 51-70.

Lipowsky, F., Rzejak, D. (2019): Konzeptionelle Merkmale wirksamer Fortbildungen für Lehrkräfte, in: Priebe, B., Böttcher, W., Heinemann, U., Kubina, C.: Steuerung und Qualitätsentwicklung im Fortbildungssystem: Probleme und Befunde – Standardbildung und Lösungsansätze. Hannover: Klett Kallmeyer, 103-151.

Lüke, T & Grosche, M. (2017). Professionsunabhängige Einstellungsskala zum Inklusiven Schulsystem (PREIS). Lizenziert unter CC-BY-SA. doi: 10.6084/m9.figshare.2245630 [aufgerufen 29. April 2020].

Mayring, P. (2014): Qualitative Content Analysis. Theoretical Foundation, Basic Procedures and Software Solution. Klagenfurt: Austria.

Schreiber, W., Schöner, A., Sochatzy, F. (2013): Analyse von Schulbüchern als Grundlage empirischer Geschichtsdidaktik, Stuttgart: Kohlhammer.

Schreiber, W./ Wagner, W./ Trautwein, U./ Brefeld, U. (2019): Zur empirischen Beforschung des mBooks Belgien. Die Chancen eines Methodenmix, in: C. Kühberger/ R. Bernhard/ C. Bramann (Hrsg): Das Geschichtsschulbuch. Lernen – Lehren – Forschen, Münster: Waxmann, 57-80.

Sochatzy, F. (2015): Das multimediale Schulbuch (mbook) – von der Theorie in die Praxis: Konzeption, Produktion und empirische Überprüfung eines multimedialen Geschichtsschulbuchs. Eichstätt: Institut für digitales Lernen.

Trautwein, U. et al. (2017): Kompetenzen historischen Denkens erfassen – Konzeption, Operationalisierung und Befunde des Projekts „Historical Thinking – Competencies in History“ (HiTCH). Münster: Waxmann.

Tschannen-Moran, M., Woolfolk Hoy, A. (2001): Teacher efficacy: capturing an elusive construct, in: Teaching and Teacher Education 17, 783–805.

Zabold, S. et al: Entwicklung und Implementation eines Kompetenztests für Geschichtslehrpersonen, Bern: Hep In Vorbereitung

KLUG – INKLUSIV GESCHICHTE LEHREN