Musikpädagogik: Forschungsmethoden

FORSCHUNGSMETHODEN

Da derzeit von Seiten der Musikpädagogik noch keine Antworten auf die Frage nach den Qualitätsmerkmalen von inklusivem Musikunterricht in der Grundschule vorliegen, richtete das Forschungsprojekt in einem ersten Schritt den Blick auf die Erkenntnisse interdisziplinärer Unterrichtsforschung. Unter der grundlegenden Fragestellung, welche allgemeinen, Qualitätsmerkmale die empirische Unterrichtsforschung als Grundlage guten Unterrichts definiert, wurden zunächst aktuelle Erkenntnisse aus musikpädagogischer Sicht diskutiert. Im Anschluss wurden die fach- und schulartenübergreifenden Qualitätsmerkmale auf den Musikunterricht der Grundschule ausdifferenziert und um fachspezifische Merkmale erweitert.

Hierzu entwickelte das Forschungsprojekt auf Grundlage empirischer Zugangsweisen und in Anlehnung an die fächerübergreifenden Forschungsarbeiten zur Unterrichtsqualität von Andreas Helmke einen Unterrichtsbeobachtungsbogen speziell für den Musikunterricht der Grundschule. Der Ertrag dieses Beobachtungsinstruments liegt aus fachlicher Sicht in der dadurch entstehenden Möglichkeit, kriterienorientiert, strukturiert und datenbasiert Stärken und Schwächen des Unterrichts zu erkennen, zu reflektieren und den Musikunterricht dadurch weiterzuentwickeln. Im Praxiseinsatz kann sich infolgedessen der perspektivische Blick sowie das Handlungsrepertoire der Lehrkräfte erweitern. Zudem sensibilisiert der Beobachtungsbogen die Lehrkräfte für die gerade im Fach Musik sehr vielfältigen und unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Grundschulkinder. Durch das auf Seiten der Lehrkraft angestoßene Bewusstsein für Vielfalt kann sich die Lernwirksamkeit des Unterrichts erhöhen. Die Sichtbarmachung von Stärken hinsichtlich der Unterrichtsgestaltung kann bei den Lehrkräften zu mehr Zufriedenheit und Selbstwirksamkeitsüberzeugung führen und dem Gefühl von Zweifel, Angst und Überforderung entgegenwirken.

Neben der Entwicklung dieses Beobachtungsinstrument liegt ein weiterer Gewinn des Forschungsprojekts in der Abbildung der Unterrichtsprofile von inklusivem und nicht-inklusivem Musikunterricht. Von den 120 durchgeführten Unterrichtsbeobachtungen wurden zu gleichen Teilen Profile von inklusivem und nicht-inklusivem Musikunterricht erstellt und ausgewertet. Durch die Auswertung der Unterrichtsprofile konnten erstmalig Einblicke in die Gestaltung von Musikunterricht für Regelklassen und inklusive Klassen gewonnen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den Gestaltungsmerkmalen ermittelt werden. Zudem ermöglichte die Auswertung einen Überblick darüber, ob und inwieweit der Musikunterricht in Regelklassen und Inklusionsklassen der teilnehmenden Grundschulen tatsächlich qualitativ unterschiedlich ist und sich die Ängste und Befürchtungen der Musiklehrkräfte, inklusiver Musikunterricht würde qualitativ schlechter unterrichtet werden, bestätigen.

In einem dritten Schritt führte das Teilprojekt eine Expertenbefragung mit Musiklehrkräften der Modellregion Inklusion Kempten durch. Aus den Antworten wurden wichtige Impulse zur inklusiven Unterrichtsgestaltung und insbesondere Erkenntnisse zu den Gemeinsamkeiten bzw. Unterschieden zum Musikunterricht in Regelklassen gewonnen; dies gilt ebenso in Bezug auf fachübergreifende und fachspezifische Qualitätsmerkmale inklusiven Musikunterrichts in der Grundschule. Außerdem wurden die Ergebnisse der Unterrichtsprofilauswertung diskutiert und die Forschungsperspektive um die Erfahrungen und Meinungen von Musiklehrkräften aus der Modellregion Inklusion Kempten erweitert.

Musikpädagogik: Forschungsmethoden

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